Seit den frühen 2000er Jahren war ich in unterschiedlichen Positionen und Rollen mit größeren und kleineren Designprojekten betraut – sowohl im beruf als auch in der Freizeit. Obwohl ich mich lange Zeit nicht als Designerin gesehen habe, bin ich doch über die Zeit zu einer geworden. Heute fühle ich mich wohl mit dieser Bezeichnung.
Als ich mich für eine Berufsausbildung entscheiden musste, habe ich in einem Beratungsgespräch auf die Frage hin, was ich denn machen wolle, geantwortet: „Hauptsache was Kreatives.“ Die Idee des Berufsberaters: Friseuse (so hieß das damals noch). Ich lehnte dankend ab, da das nun gar nicht zu mir passen würde. Die zweite Idee: irgendwas mit Werbung. Also wurde ich schlussendlich Werbekauffrau. Und verbrachte den Großteil meiner eigentlich kaufmännischen Ausbildung in einer Düsseldorfer B2B-Agentur in unterschiedlichen Kreativteams.
Nach einer Kindererziehungspause arbeitete ich ein Jahr in einer kleinen Druckerei, was mir wertvolles Wissen um optimale Druckdatenaufbereitung, die handwerklichen Aspekte des Druckprozesses und Einblicke in die Weiterverarbeitung, speziell Buchbinden und Konfektionierung, bescherte.
In meinem Studium der Fotografie und Medien wagte ich mich immer wieder über die Grenzen des Mediums Fotografie hinaus, beschäftigte mich viel mit Filmtheorie, Kunst- und Designtheorie und mit skulpturalen Arbeiten oder Rauminstallationen. Ich passte nie richtig in nur eine Kategorie von Gestaltern.
Mein „richtiger“ Start in die Berufswelt fand in der regionalen Niederlassung eines Logistikdienstleisters statt, wo ich mit den täglichen Design- und Marketingbedürfnissen zur Ansprache regionaler Zielgruppen konfrontiert war und somit ein breites Spektrum an Aufgaben von der Erstellung von Bildern und Texten für PR-Kampagnen über die Generierung von Intranetinhalten bis zur Gestaltung von Werbemitteln für Verkehrsmittelwerbung beschäftigt war. Die Vielfalt der Aufgaben war das, was mir den Job ans Herz wachsen ließ.
Die letzten fast zehn Jahre war ich in einem ostwestfälischen Technologieunternehmen beschäftigt. Mein Schwerpunkt dort war das Präsentationsdesign. Ja, PowerPoint, das Stiefkind aller enstzunehmenden Gestalter. Ich lernte es jedoch schnell zu lieben. PowerPoint ist das demokratischste Medium im Kanon der Gestaltungswerkzeuge. Alle nutzen es, aber die Qualität der Ergebnisse ist grob unterschiedlich. Für mich als Designerin war es ein sehr bereichernder Prozess, mit Nicht-Designern an deren Ideen zu arbeiten, im direkten Kontakt über deren Wünsche und Vorstellugnen zu kommunizieren und dann ein Ergebnis zu schaffen, das in der Regel die Erwartungen weit übertraf. Für mich ist PowerPoint definitv ein unglaublich unterschätztes Tool.
Die Fotografie hat mich beruflich ebenfalls begleitet, vom kleinen schnellen Shooting auf Zuruf bis zu größeren Kampagnen, die ich umsetzen konnte. Bildbearbeitung natürlich inbegriffen.
Mein spannendstes Designprojekt außerhalb des beruflichen Rahmens ist die jahrelange Kollaboration mit dem amerikanischen Schriftsteller Eric Shane Love. Im Team mit ihm und dem Illustrator Logan Peyman designe ich die Bücher einer Dark-Fantasy-Romanreihe. Es entstehen sowohl Printausgaben als auch E-Bücher. Daneben erstelle ich viele Marketing-Assets für die Autorenwebseite und Kampagnen. Ganz nebenbei bin ich auch in den Schreibprozess involviert in meiner Rolle als Beta-Leserin.
Gestaltung, ob als Designprojekt, in Form einer Fotoarbeit oder im künstlerischen Kontext, ist für mich wie die Luft zum Atmen. Kreative Tätigkeiten sind wichtig für meine innere Balance, für mein Wohlbefinden, meine gute Laune. Aber mit meiner sehr analytischen und detailorientierten Art kann ich speziell in angewandten Projekten auch tagtäglich die Bestätigung finden, dass Spaß und Professionalität sehr gut zusammen passen.
Meine Passion und Motivation finde ich in der benutzerzentrierten Gestaltung visueller Produkte. Ein banales Beispiel: Wenn mir der Kollege, der eigentlich nur eine schnöde PowerPoint-Präsentation etwas aufgehübscht haben möchte, nach ausführlicher Beratung und anschließender Konzeptoptimierung und grafischer Überarbeitung sagt, dass er so ein Ergebnis nicht für möglich gehalten hätte und dass das ein ganz neues Level des Präsentierens ermöglicht, dann ist das der beste Lohn, den ich für meine Arbeit bekommen kann.
Der Prozess, den ich für mich fest etabliert habe, orientiert sich an den Methoden des Design Thinking. Von der Recherche über die Ideenfindung bis zum iterativen Gestaltungsprozess und der Prüfung der Ergebnisse stehen die Beteiligten, der Sender der Botschaft und der Empfänger oder Nutzer, immer im Mittelpunkt. Mit meinen analytischen und handwerklichen Fähigkeiten gestalte ich ein Produkt, das auf Usability und Wirkung optimiert ist.
Die Nutzung aktueller Tools und die Kenntnis von Trends ist eine Basis meiner Arbeit. Sind Designrichtlinien vorhanden, so ist deren Nutzung und Beachtung natürlich eine Selbstverständlichkeit. Gibt es diesen vorgegebenen gestalterischen Rahmen nicht, dann ist es ein spezielles Vergnügen, auf den jeweiligen Anwendungsfall zugeschnittene Gestaltungsprinzipien zu entwickeln. Die Integration moderner Methoden wie AI-unterstützter Zielgruppenanalyse oder Ideenfindung in meinen Workflow ist dabei mehr als hilfreich. Am Ende des Tages entsteht damit und mit meiner Intuition als kreativer Profi ein ästhetisches Produkt, das die gesteckten kommunikativen Ziele passgenau umsetzt.
Neben den angewandten Projekten, die ich im beruflichen Alltag umsetze, „trainiere“ ich meine Kreativität in freien Kunst- oder Fotografieprojekten, wobei die strikte Beachtung eines Designprozesses oft keine Rolle mehr spielt. Es geht in diesen Projekten um die Wahrnehmung meiner kreativen Erfahrung im schöpferischen Prozess, um den „Flow“, um das Spiel mit Visualität, Storytelling aus dem Moment heraus oder einfach nur kreativem Quatsch. Das unregulierte, freie Arbeiten hält meine Synapsen flexibel...
Nachfolgend finden sich einige Designspielereien, die teils keinen konkreten angewandten Projekten zugeordnet sind. Es geht mal um die Exploration einer bestimmten ästhetischen Ausdrucksweise, mal um das Erlernen von Techniken, mal um das Spiel mit gestalterischen Elementen rein zur Unterhaltung.
Typografie hat sich fast unbemerkt zu einer heimlichen Liebe entwickelt. Die abstrakten Formen der Buchstaben, die sich zu konkreten Aussagen verwandeln, sobald sie sinnvoll aneinandergereiht werden, sind an sich schon faszineirende und quasi magische Kulturobjekte. Wie brannten wir alle als Kinder darauf, endlich leswen zu lernen... Die typografischen Fingerübungen bringen die geheimnisvolle Magie wieder zurück, die die bloße grafische Form der Lettern durch die gekonnte Anordnung zu etwas Neumen verwandeln. Hier formen die Buchstaben nicht nur Worte oder Wortgruppen, sondern auch grafische Konstrukte, die mit den Textfetzen spielen und eine Erzählebene erschließen, die über das rein sprachliche hinausgeht.
Das Material der Fingerübungen ist die im zeitgenössischen Design stiefmütterlich behandelte Schriftart Courier New, die in Kombination mit sehr einfachen grafischen Formen und Schwarz-, Grau- und Weißtönen genutzt wird.
The Hollowing ist eine Novelle, die in Kopoperation mit Künstlicher Intelligenz entstanden ist. Aus einem Spiel mit einem auf kreative Gespräche getrimmten GPT, der zu einem Portraitfoto meiner Großmutter eine Halloween-Story erfand, wurde in einem intensiven Schreib- und Editierprozess eine längere Geschichte. Die artifizielle Autorin River Song verfasste Textvorschläge für jedes Kapitel, die die menschliche Autorin Digilog (das bin ich) redigierte. Einige Teile schrieb die menschliche Autorin und ließ sie dann von der artifiziellen Kollegin überarbeiten.
Im Schreibprozess hatte die KI anfangs den stärkeren Einfluss auf den Verlauf der Erzählung, während der menschliche Faktor mehr in der Korrektur stereotyper Motive und in der Herausarbeitung von Charakteren und Erzählebenen bestand. Mit zunehmender Komplexität und Länge wurde der Mensch mehr zum Lenker der Handlung und die KI zum reinen „Satzschmied“. Generell war das Verhältnis der beigesteuerten Anteile durchweg sehr ausgewogen. Das Spiel miteinander blieb immer frisch, spannend und effektiv. Besonders aufregend war es für mich, das Nachwort zu lesen, bei dem ich der KI alle Freiheit überließ, den vorangegangenen schreibprozess zu reflektieren.
Für die visuelle Gestaltung des Buches bekam die KI den Auftrag, einen Prompt für die Erstellung der Titelgrafik zu entwickeln. Diese Titelgrafik entstand dann in einem Bildgenerator. Die Prompts für die weiteren Illustrationen wurden von mir selbst verfasst. Die stilistischen Entscheidungen und die Auswahl der geeigneten Motive lag ebenso bei mir. Der Layoutprozess erfolgte klassisch in InDesign ohne weitere Beteiligung von KI.
Von der ersten Chatnachricht bis zum fertigen Buch in Form eines (barrierefreien) PDFs und einer druckfertigen Datei vergingen gerade einmal vier Tage. Und das sogar ohne das normale Leben übermäßig zu vernachlässigen.